Ma Folie - mein Wahn

Ein Debütfilm von einer jungen Frau, der mich persönlich sehr beeindruckt. Abgesehen vom Inhalt (bitte selbst ansehen) drängt sich mir eine ganz private Frage auf, nämlich: Ab wann wird Liebe wahnhaft? Und wann wird das Wahnhafte offensichtlich und das Offensichtliche wahnhaft?

 

In unserem vom Patriarchat geprägtem kulturellen Selbstbild, wünschen sich Frauen (wenn auch prozentual abnehmend) DEN Mr. Right. Sie hoffen sehnlichst vertrauen zu können, nicht hintergangen, mit Worten und Taten erobert zu werden. Panische Eifersucht und Angst steigt bei uns allen, geschlechtsunabhängig ab und an, empor. 

 

Wiegen wir uns in trügerischer Sicherheit, wenn der Angebetete schon fast obsessiv seine Liebe bekundet? Ist das dann zu viel des Guten? Und wenn ja, ab wann? Geben „Telefonterror“, erdrückende Zuneigung und schmeichelnde Worte ein Gefühl, nicht betrogen zu werden?

Ich habe einen guten Bekannten, der seiner Liebsten einmal pro Stunde sanfte Worte schreibt, um sie ja nicht vergessen zu lassen, wie wichtig sie in seinem Leben ist. In den anderen 59 Minuten betrügt er sie, wenn auch nur per Textmassage, in denen er anderen seine Zuneigung bekundet. Davon weiß sie nichts.

 

Welch eine Ironie! Wir rennen förmlich wie die Schafe unserem Urvertrauen nach und verfallen trotzdem immer neuen Reizen oder auch dem Frivolen. In unserer Zeit gibt es anscheinend keine Garantie für eine erfolgreiche Partnerschaft, auch wenn uns das viele Zeitungen glauben machen möchten. Aber seit Tinder und Co, ist der Seitensprung nur einen Mouseclick entfernt. Da hilft alles nichts, wir müssen der Realität ins Auge blicken: Selbstvertrauen aufbauen und an uns glauben, jeder für sich.

Aber zurück zum Thema: Anhand des Beispiels meines Bekannten, ist die wahnhafte, obsessive Liebe (womöglich gar nur gespielt?!) auch nicht das gelbe vom Ei. Trotz allem - irgendwann werden Liebesbotschaften so und so zu viel. Sind Romeo und Julia vielleicht doch nur in unseren Gedanken heroisch oder romantisch?

 

Aber was braucht Frau um zu vertrauen? Hegen Männer eigentlich auch diese heimlichen Gedanken, die eigene Freundin könnte schon längst jemand anderem verfallen sein?

Zuallererst: Furcht zerstört Vertrauen. Ständige Angst signalisiert bereits Unstimmigkeit und Zweifel.

 

Hat das auch mit unserem Umgang im Alltag zu tun? Misstrauische Menschen und Kontrollfreaks sehen bekanntlich mehr Tücken in ihrem Leben. Wie ist das dann mit unserem Bauchgefühl? Können wir dem vertrauen, oder (be)trügt es uns? Wie oft haben wir bereits händeringend gestammelt: Hätte ich nur auf mein Gefühl geachtet? Andererseits, wie oft haben wir es außer Acht gelassen und es ist trotzdem nichts passiert? Wie viele rational getroffene Entscheidungen waren die richtigen? Genug, oder etwa doch nicht?! Wir sollten vielleicht nicht immer jeder negativen Emotion nachgehen, sondern lernen, in die Liebesfähigkeit unseres Partners und seiner Ehrlichkeit zu vertrauen.