Vertraue ich mir? Vertraue ich dir?

Menschen möchten vertrauen. Wir wünschen uns von Geburt an Bezugspersonen, die uns das Gefühl geben, in Sicherheit und Geborgenheit leben zu können. 

Unsere Eltern bemühen sich, uns in der Persönlichkeit zu stärken - allerdings kann das hinsichtlich deren Erwartungshaltungen, vergangenen Erlebnissen und schmerzhaften Erfahrungen nicht immer zu 100 % gelingen.

Daher liegt es an uns, keinen Groll zu hegen, die Vergangenheit zu akzeptieren und uns weiterzuentwickeln. Nicht alles in unserem Leben kann genau nach Plan verlaufen. Lernen wir, nicht mit Verbitterung, Hass und Rachegefühlen, Negativem gegenüberzutreten, sondern Situationen ganz wahrheitsgemäß und realistisch zu akzeptieren, bekommen wir die Möglichkeit, gegenwärtig zu leben und - so paradox das klingen mag -dass das Vertrauen in uns, als auch anderen Menschen gegenüber wächst.

Wir neigen dazu Emotionen wie Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit sowie Machtlosigkeit zu ignorieren, unterdrücken oder gar abzuspalten. Werden wir uns dessen aber bewusst, hinterfragen und spüren diese Gefühle, verliert sich die Hoffnungslosigkeit und Mut bzw. Zuversicht tritt an deren Stelle. 

Was jetzt alles ein wenig nach Zauberei klingt, birgt hinsichtlich des Auseinandersetzens mit eigenen Charaktereigenschaften sowie Schattenseiten viel Arbeit und Geduld, führt uns aber bestimmt zu einem glücklicheren Leben. 

Hier einige der wichtigsten Grundlagen, nach David Richo (Psychotherapeut):

  • Wir erkennen die Realität und nehmen sie wahr. Wir verlieren uns nicht in Fantasien, Projektionen und Übertragungen.
  • Die Vergangenheit beherrscht unsere Gegenwart nicht,  sondern wir richten unsere Aufmerksamkeit auf angemessene und realisierbare Wünsche und Ziele. 
  • Wir geben und empfangen in Beziehungen die "Fünf Aspekte der Liebe" - Aufmerksamkeit, Akzeptanz, Wertschätzung, Zuneigung und Zulassen.
  • Wir sind in der Lage uns selbst Trost zu spenden und kontrollieren nicht andere, nehmen keine Opferposition ein, in der Hoffnung, Angelegenheiten würden für uns erledigt. Stattdessen vertrauen wir in die Realität und unser Können: Situationen, die veränderbar sind auch zu verändern und unveränderliche Dinge zu akzeptieren. 

Um all die neuen Sichtweisen zu übernehmen, ist es hilfreich sich folgendes zu fragen:

  • Welche Kraftquellen nutzt du, um Körper und Geist zu stärken?
  • Wie gewinnst du Vertrauen in dich selbst, um genau zu wissen, dass du Herausforderungen aktiv bewältigen kannst? Was fühlst du in diesen Momenten? Hast du womöglich schon die Lösung vor Augen und kannst dir die danach entstandene, angenehme Situation bildlich vorstellen? Bei welchen Problemen neigst du zu Passivität? Wie fühlt sich dieser Emotionszustand an? Was löst er in dir aus: Versagensängste? Ungeduld? Druck? Ist es dir möglich, anstelle der vielleicht vor deinem geistigen Auge entstandenen Versagensprognostik, eine positive Ausgangslage wachsen zu lassen?
  • Auf welche deiner positiven Eigenschaften kannst du dich ganz verlassen?
  • Bittest du Freunde und Familie um Unterstützung? Wenn ja, um welche Form der Hilfe handelt es sich? In welchen Situationen bittest du gerne um Beistand, in welchen trägst du Gefühle von Scham oder Schuld in dir?
  • Wie gehst du konkret mit Enttäuschungen um, wenn andere dir den Beistand verwehren? 
  • Wie könntest du unveränderlichen Situationen mit mehr Gelassenheit entgegentreten, sodass du diese akzeptierst und nicht in Disstress zu versinken drohst? 
  • Welche persönlichen Ressourcen benutzt du, um veränderbare Situationen mit Mut (wenn auch gleichzeitig mit Arbeit) deinen Vorstellungen entsprechend zu wandeln? Wann haben sich diese Ressourcen gezeigt? Rufe dir diese Erlebnisse wieder aktiv in dein Gedächtnis. 

Viele Fragen, die uns durch unser Leben begleiten und aktiv für positive Wandlungen und enormes Wachstum sorgen. Wer sich ihnen stellt und bereit ist Antworten zu finden, ist der eigenen Entwicklung - und natürlich auch der als Paar,  wieder einen großen Schritt näher gekommen. 

 

Anbei findest du noch ein sehr interessantes Interview mit David Richo:

http://blogs.psychcentral.com/mindfulness/2011/03/opening-to-trust-love-and-intimacy-an-interview-with-david-richo-ph-d/

 

 

 Quelle: David Richo - Vertrauen wagen