Goodbye Deutschland - das traurige Ende von 33 gemeinsamen Jahren

Ich muss zugeben, ein Fan dieser TV-Sendung zu sein. Seit Jahren verfolge ich sie, freue mich für die Kandidaten oder leide mit ihnen, wenn es so gar nicht läuft. Letzten Dienstag zögerte ich erstmals, mir die Sendung anzusehen. Es gab schon immer schmerzhafte Trennungen, aber dieses Mal hat VOX das emotionale Ende einer Paarbeziehung eingefangen, das ich in dieser  Form noch nie gesehen hatte. Oft war ich  von den Trennungen betroffen: Ob bei Matthias und Hania oder Jens und Jenny. Womöglich entsetzt mich, dass bei Didi und Hasi (Anke) gleich 33 Jahre Paarbiographie ein jähes Ende gefunden hat. Die beiden waren seit Jugendzeiten liiert und nach all den Anstrengungen, um den gemeinsamen Traum zu erfüllen, platzte dieser wie eine Seifenblase.    

Ich bin dafür, die Privatsphäre der beiden absolut zu respektieren und möchte deshalb nur kurz den Fokus auf die wichtigste Angelegenheit dieser Beziehung rücken: Die Paarkommunikation.

2008 waren die beiden ausgewandert. Ich fand das Paar sehr unterhaltsam, doch ihr Umgang miteinander machte mich stutzig. Da waren manchmal sehr barsche und spitze Bemerkungen, über die Unzulänglichkeiten des Gegenübers und ein sehr strenger Tonfall - ja, womöglich Bevormundung von Hasi, an Didi zu hören. Doch da er scheinbar immer humorvoll mit dem Kommunikationsstil umging und auch gelernt hatte selbst auszuteilen, dachte ich, die beiden hätten einen Weg gefunden, sich damit zu arrangieren. Wie in anderen Blog-Artikeln beschrieben, ist es unmöglich, die romantische Phase 33 Jahre aufrechtzuerhalten. Aber letzten Dienstag sagte Didi etwas sehr Aufschlussreiches über die gemeinsame Beziehung: Er fühlte sich seit Jahren von seiner Frau dirigiert. Sie - Hasi - wollte das nicht ändern. Er hätte sie sehr oft darum gebeten, stieß aber auf taube Ohren. Während er das sagte, schlichtete er ruhig Kleidungsstücke in seinen Koffer, um einige Habseligkeiten wieder nach Deutschland zu bringen, in die Wohnung seiner neuen Lebensgefährtin. Sie wiederum wartete geduldig, um Didi beizustehen. 

Tränen liefen Hasi über das Gesicht: "Du hast mich betrogen..." Didi entgegnete mit starker Stimme: "Ja". Einige Sekunde war es totenstill und trotzdem lagen so viele Gefühle und Worte in der Luft, eine Flut an Emotionen, die den Zuseher überrollte. 

 

Eine letzte Umarmung - Hasi hatte sich geschworen um ihren Liebsten zu kämpfen, ließ sie doch sogar "die andere Frau" kurz bei sich wohnen, um sie kennenzulernen und Didi zu überzeugen, sie selbst sei die richtige. Doch Didi hegte keinen Zweifel, sein neues Glück gefunden zu haben. Man sieht seiner Ehefrau die seelische Verletzung an, möchte sie umarmen und ihr beistehen. Genauso verhält es sich mit Didi und Sabine. Seine neue Liebe Sabine ist ein anderer Typ Frau. Sie wirkt sehr überlegt, geduldig und besonders wichtig: Emphatisch. Sie nimmt sich ausreichend Zeit, Didi viele wertvolle Fragen nach seinem Befinden zu stellen und obwohl sie emotional selbst sehr mitgenommen schien, liegt ihr sein Glück sehr am Herzen. Mir kam es so vor, als wäre Didi von dieser Art zu kommunizieren sehr irritiert und überrascht. Auch er litt unter der Trennung von Anke und trotzdem stand sein Entschluss felsenfest: Er will eine andere Form des "Paar - Seins" leben und das inkludiert auch einen Paardialog, den Sabine sehr zu forcieren bereit ist: Beobachten ohne Mutmaßungen, Gefühle und Bedürfnisse des anderen verstehen, Vertrauen entgegenbringen, die emotionalen Wunden des anderen annehmen, Respekt und Wertschätzung dem Gegenüber zu zeigen. 33 Jahre Beziehung haben ein trauriges Ende gefunden. Dienstag Abend hat man eindeutig gesehen, wie wichtig gelungene Paarkommunikation ist, denn für das Funktionieren einer Beziehung muss man sein Gegenüber kennen und es nicht als selbstverständlich erachten. Das, was Partner zu sagen haben, Dinge die sie bewegen, sind für das gemeinsame Wohl von besonderer Bedeutung.