Das Paar ist, was es isst & wie es spricht

Keine Angst, hinter dieser Überschrift verbirgt sich kein dogmatischer Ernährungsplan. Nein, ich möchte vielmehr die Gemeinsamkeiten zwischen gesunder Nahrung und positivem Sprachgebrauch hervorheben. Immerhin sagt unser Essen - als auch die Wortwahl - viel über unsere Persönlichkeit aus. 

 

 

Es gibt unterschiedliche Kommunikationstypen: Da sind die einen, die sich eher als Opfer denn als Sieger in ihrem Leben sehen. Es gibt aber auch andere, die sich als Helfer und Ritter (in schimmernder Rüstung?) sichtlich wohlfühlen. Manche stellen aber auch niemals Ansprüche, Wünsche oder Forderungen an ihre Mitmenschen, sondern betrachten sich als letztes Glied in einer wirklich langen, sehr langen Kette. Nicht zu vergessen, die schillernden Persönlichkeiten, die sich selbst ausgesprochen gut verkaufen und ihren Marketingauftritt perfektioniert haben, deren Selbstwert aber von den Bewunderungen anderer abhängig ist. Ein Blick in so manches Facebook-Profil genügt und du erwischt bestimmt einen von diesen Kommunikationstypen. Es fehlt noch ein besonders wichtiger Stil: Man darf nicht die strengen "Lehrer Lämpel" Personen vergessen, die einem jederzeit an alle Fehler und Ungehorsamkeiten erinnern, die man jemals begangen hat. Die genauen Erklärungen der einzelnen Stile werden in einem anderen Beitrag aufgearbeitet. 

 

Keine Sorge, falls du dich jetzt in einer der geschilderten Typologien wiederfindest: Wir alle besitzen jede Facette und das ist gut so, denn das Leben birgt unterschiedliche Herausforderungen und dementsprechend muss auch der Kommunikationsstil flexibel sein. Doch sollte in einer Partnerschaft eine bestimmte Typologie besonders häufig vertreten sein, kann das zu Problemen führen. Unachtsame Wortwahl und respektloser, verachtender Tonfall sind auf lange Zeit wie eine Leberkäsesemmel, die schon drei Tage in der Vitrine lag, nur schwer zu verdauen. Was für die Ernährung richtig und wichtig ist, gilt auch für die Paarkommunikation: Ausgewogen, vielfältig und ja nicht zu fett. Ständiges kritisieren verfehlt das Ziel genauso, wie regelmäßig wiederholte Liebesbotschaften, die fast schon konditioniert, automatisch (am Ende des Telefonats: *Schatz, ich liebe dich...*) erfolgen.

Stellt euch vor: Der Marketing- Perfektionist seit Kurzem in einer Beziehung mit "Lehrer-Lämpel". Das klingt dann wie folgt: Lehrer Lämpel: "Also, als du das letzte Mal so ein Foto gemacht hast, waren deine Augen nicht genug betont. Vielleicht solltest du deinen Lidschatten ändern?" Marketing-Perfektionist schweigt vor blankem Entsetzen! Das war nicht gut für das Selbstwertkonto. Der eigene Partner, der uns Sicherheit und Bewunderung für unsere Person entgegenbringen sollte, äußert sich so?! Lehrer Lämpel: ."Ich würde ja....Kannst du dich noch erinnern?....Mach das doch so...und so....und überhaupt...." Marketing-Perfektionist, jetzt nicht mehr schweigend, blafft barsch zurück: "Weißt du alles besser? Mir ist es auch wichtig, dass ich gut aussehe und ich habe gut ausgesehen auf diesen Fotos (schützt seinen Selbstwert)! Lass mich nur machen..." Lehrer Lämpel: "Dann sage ich halt nichts mehr. Da will man dir helfen und jedesmal bist du gleich so komisch und verärgert..." Sprachlich betrachtet müssen die beiden ungefähr vier Pizzen verdauen, die ihnen noch lange im Magen liegen. Das heißt natürlich nicht, dass wir nur mehr Gemüse essen sollen. Ganz und gar nicht - lasst euch ab und an auch Torten oder gut zubereitete Burger schmecken. Versucht sprachlich leidenschaftlich, verärgert, traurig, besorgt, glücklich, beschwingt oder sinnlich zu sein - nützt eure ausdrucksstarke Stimmpersönlichkeit - aber achtet wie beim Essen auf ein wohltuendes Gleichgewicht. Und vor allem seid vorsichtig, wie ihr etwas zum Ausdruck bringt. "Schatz, du bist heute sowas von ekelhaft zu mir...", wird den anderen zwangsläufig in eine Verteidigungsposition bringen. "Schatz, ich fühle mich heute unwohl, habe das Gefühl du möchtest etwas sagen oder bist verärgert. Liege ich damit richtig?", klingt schon um einiges kompromissbereiter. 

 

Überlegt euch ob ihr in eurer Beziehung häufig zu barsch, zu nett und/oder zu unaufmerksam seid und versucht es auszubalancieren. Als Beispiel: Wenn ich jemanden liebe, ist das wundervoll, aber ich muss deswegen nicht Ja sagend durchs Leben laufen. Zwischen immer klein beigeben und Rechthaberei befindet sich ein sprachlich guter Mittelweg.