Ich & Du immerzu ...Die ganze Wahrheit über "Ich - & Du - Botschaften"

Kürzlich wurde ich gefragt, ob „Ich-Botschaften“ immer sinnvoll seien. 

Eine gute und wichtige Frage, denn um eine deutliche „Ich-Botschaft“ äußern zu können, muss ich mir bewusst sein, was ich möchte, wie ich empfinde und ob meine gerade gezeigte Emotion als primär oder sekundär zu beurteilen ist. Das scheint jetzt kompliziert, heißt aber im Klartext: Bin ich tatsächlich wütend oder verbirgt sich Traurigkeit hinter all dem Groll?

 

Man kann sich im Streit auch nur der Emotion widmen, die man zuerst erkennt. Andere hingegen brodeln im Untergrund und sind in einer Konfliktsituation nicht gleich ersichtlich.

 

Um eine verständliche "Ich - Botschaft" zu senden, muss jede Person über ihr Innenleben genauestens Bescheid wissen. Ob das tatsächlich immer möglich ist, bleibt fragwürdig. Irgendwann, sei es bereits nach der ersten oder zehnten (vermeintlich?) "bösen" Bemerkung wird es richtig schwierig, nicht barsch oder verärgert zu reagieren. Das hat folgenden Grund: Wir haben bestimmte verbale Verletzungen abgespeichert. Jemand äußert etwas. Die Information wird in unser Gehirn geleitet und "entschlüsselt" (Auditiver Cortex - Wernicke Zentrum: Brodmann Areale 22, 41, 42). Dummerweise ist das Gesagte auf unserer „schwarzen Liste der Worte zu finden“. Zusätzlich sehen wir auch mimische Reaktionen, die unsere negative Meinung über den Inhalt unterstützen. Der Thalamus bewertet Gehörtes, das limbische System reagiert, es offenbaren sich im Gedächtnis gespeicherte Inhalte - wir erinnern uns an „da war doch schon mal so eine Situation - ich muss mich wehren“ und... es kommt zum verbalen Angriff. Unser Selbstwertgefühlskonto befindet sich im Minus. Dieser neurologische Ablauf ist sehr vereinfacht dargestellt, zeigt aber trotzdem deutlich, in welcher rasanten Geschwindigkeit wir wahrnehmen. 

Besser wäre es, die „wie verhalte ich mich während eines Streits-Regeln“ davor anzuwenden. Die Situation, Gefühle und Bedürfnisse zu beobachten und klar die eigenen Wünsche zu formulieren. 

Das ist im Übrigen eine gute Gelegenheit, sich besonders reizvolle „Du Botschaften“, die man seinem Partner schon immer gerne an den Kopf geknallt hätte, genauer anzusehen.

  • „Du hast keine Zeit.“
  • „Nie bist du für mich da.“
  • „Du kümmerst dich nicht um den Haushalt!“
  • „Immer muss alles ich alleine machen...“

Oft verstecken sich in diesen Sätzen intrapersonelle Konflikte.

Am Besten notiert ihr euch die gesammelten „Du -Botschaften“ und ergründet, inwiefern euer "ich" involviert ist. 

 

Hättet ihr gerne mehr Zeit für euch selbst? Oder fühlst du dich aktuell abhängig von deinem Partner? Bewunderst du insgeheim seine Gelassenheit, das Geschirr auch mal Geschirr sein zu lassen?

 

Sollten bei Ausbruch eines Konflikts „Du - Botschaften“ fallen, ist das ganz natürlich. Wichtig ist, sich danach, wenn die Wogen geglättet sind, in Ruhe nochmals zu unterhalten.