Die erstaunliche Macht der Worte

Wir sind uns manchmal nicht bewusst, was und wie wir denken oder reden. Da der Mensch viele für ihn wichtige Themenbereiche in seinem Gehirn speichert und nur den für ihn dringlichsten wahrnimmt, können sich schon kleinste, negative Worte zu einem wahren Gedankenkarussell verwirklichen. Damit ist eine positive Stimmung schnell verflogen.

 

 

Ein Gedankenexperiment: Du bist gerade mit dem Auto losgefahren, um einkaufen zu gehen. Fröhlich und beschwingt sammelst du alle Lebensmittel in deinem

Korb und machst dich auf den Weg zur Kassa. Dort angekommen, siehst du deine Geldbörse vor dem geistigen Auge auf dem Esstisch liegen. Tatsächlich, du hast sie vergessen! Jetzt fallen dir, fast gleichzeitig, alle Dinge ein, die bis vor Kurzem, da das Einkaufen an erster Stelle lag,  in deinem Cortex in anderen Schichten leise vor sich "hintümpelten". Jetzt buhlen alle Dinge auf der "to Do - List" um die Aufmerksamkeit. "Ach, ich wollte doch noch zum Arzt, in die Apotheke, ein neues T-Shirt kaufen, die Sachen von meinem Sohn aus der Reinigung holen, eine wichtige Nachricht an meinen Chef senden, das Auto in die Werkstatt führen....und bei fast allen Erledigungen bräuchte ich meine Geldbörse. Ich bin echt zu dämlich. Nochmal nach Hause, wieder ins Geschäft und dann den Rest erledigen?! Ja, wie soll sich das bloß ausgehen! Immer muss ich alles alleine machen. Ich rufe mal meine liebe Frau/ meinen lieben Mann an, soll die/ der doch bitte auch etwas tun." Nicht nur, dass du dich jetzt wie ein Sumpfhuhn fühlst, nein, auch die Stimmung deines Partners wird ziemlich schnell in den Keller sinken. Nachdem er dich mit einem charmanten "Hallo Schatz. Schön, dass du anrufst", begrüßt, fällst du ihm schon mit "Jajaj...du...folgendes...kannst du jetzt bitte die Reinigung, die Apotheke und den Arzt aufsuchen? Ich habe meine Geldbörse vergessen, weil du mir ja immer alles überlässt. Ich bin so gestresst...." 

 

Hierzu eine Übung: Es gibt Worte, die uns binnen Millisekunden triggern, stressen, in uns die Verzweiflung und den Zorn augenblicklich hervorbringen. Probiere folgendes: Setze dich auf einen Stuhl und erzähle (dir selbst) laut, welche Ereignisse dich heute besonders genervt haben. Welche Worte und Redewendungen benutzt du? Ungeduldig, hässlich, wütend, verärgert, verzweifelt, "das konnte ich nicht schlucken", "das habe ich noch nicht verdaut", mir schnürt es die Kehle zu, dumm, arrogant, schwachsinnig, gemein, angeregt....

Jetzt berichte, noch immer am Stuhl sitzend, über positive Erlebnisse. Welche Ausdrucksformen liegen dir hier auf der Zunge? Schön, herrlich, beeindruckend, beschwingt, fröhlich, hilfsbereit, romantisch, gefühlvoll, liebreizend, angenehm, gelungen, bewältigen, positiv...

 

Worin liegen die Unterschiede zwischen den "guten und schlechten" Ausführungen? Welche körperlichen Reaktionen nimmst du wahr (hochgezogene/ entspannte Schultern, zu Fäusten geballte Hände oder offene Gestik, lächelst oder beißt du dir auf die Lippe)? Welche Gefühle kommen dir in den Sinn? Welche Erlebnisse verbindest du mit negativ und positiv besetzten Worten? 

 

Welche Worte und verbale Reaktionen sind dir in Beziehungen regelrecht ein Dorn im Auge? Wie könntest du in Zukunft damit umgehen? Erstelle eine Liste von Worten, die dich körperlich und geistig positiv unterstützen, motivieren und Kraft schenken. Es lohnt sich, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen und sich selbst mit Respekt zu behandeln.