Was die Sprache über unsere Persönlichkeit verrät.....

Menschen in Persönlichkeitstypologien starr einzuordnen, überzeugt mich persönlich nicht. Zu groß ist die Gefahr die eigene Unvoreingenommenheit zu verlieren.

Aber ich glaube daran, dass es Ähnlichkeiten gibt. Seien sie kultureller Natur, in Form von Peer Groups, Erziehung, Interessen als auch bei Krankheiten physischem oder psychischem Ursprungs. 

 

Unsere Persönlichkeit wird geprägt von inneren und äußeren Faktoren: Die Gene, die Bindung zu unseren Eltern, Fähigkeiten, Bildung sowie unser soziales Umfeld.  Es kann durch unsere speziellen, einzigartigen Erfahrungen und wie wir damit umzugehen pflegen, trotz vieler Gemeinsamkeiten, niemand anderes in jeder Hinsicht genau gleich denken. Gut so, denn es lebe unsere Vielfalt. 

Natürlich können wir Verhaltensweisen auch verbergen, verdrängen oder durch neu erlernte Charaktereigenschaften ausgleichen. Während des Analysierens einer anderen Person bleibt ein Restrisiko, sich zu täuschen oder etwas einfach nicht herauszufinden. Das hat dann womöglich auch mit unserer Persönlichkeit zu tun, mit Schattenseiten, die wir an uns selbst nicht erkennen möchten.

Manche Persönlichkeitstest geben trotz der Möglichkeit sich zu irren, viel über uns preis, z.B. der Big 5: Neurotizismus, Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Extraversion. So weit so gut. Aber können wir Sprache und Persönlichkeitsmerkmale miteinander in Verbindung bringen? Ein ganz unverfängliches Beispiel: Dein Gesprächspartner möchte gerne auf Urlaub fahren. Wie könnten sich die erwähnten Eigenschaften - mit hoher Punktezahl (!), also starker Ausprägung nun verbal äußern?

  • Neurotizismus - emotional, labil, neigt dazu sich viele Sorgen zu machen
  • Offenheit: Ist bereit für neue Erfahrungen und erfinderisch
  • Gewissenhaftigkeit: Sehr genau, detailverliebt und ordentlich
  • Verträglichkeit: Vermeidet Konflikte, kompromissbereit, empathisch und kooperativ
  • Extraversion: Ausgesprochen gesellig 

Gewissenhaftigkeit: "Wir fahren dieses Jahr am 12. Juni, wahrscheinlich schon zu Mittag, nach Frankreich. Dort haben wir ein Hotel gebucht, um 80 €. Es gibt allerdings noch einige Fragen zu klären: Ich möchte noch genau planen, welche Restaurants wir besuchen und welche Freizeitangebote wir nutzen werden.  

 

Offenheit: "Wir fahren nach Frankreich, ich freue mich schon so sehr. Ich möchte dort einige neue Dinge ausprobieren und habe sportliche Hobbys entdeckt, denen ich unbedingt nachgehen möchte. Vielleicht probiere ich auch endlich mal ein neues Gericht aus, das ich noch nicht kenne...."

 

Verträglichkeit: "Wir fahren dieses Jahr nach Frankreich. Es war jetzt nicht unbedingt meine Idee, aber ich bin sehr zu frieden, dass mein Mann unseren Urlaub geplant hat. Immerhin hat er sich so viel Mühe gegeben. Vielleicht ist manches noch nicht so ganz wie ich es mir vorstelle, aber ich will ihn auch nicht verletzen. Es wird sich ein guter Kompromiss für uns beide finden."

 

Neurotizismus: "Oh Gott, wir fahren nach Frankreich. Am Anfang war ich so begeistert, aber jetzt...Das Wetter soll angeblich nicht so schön sein, das Hotel wirkt auf den Fotos ein bisschen verstaubt. Was mache ich denn, wenn es mir gar nicht gefällt?! Oder alles soooo furchtbar teuer ist? Und ich muss noch dermaßen viel erledigen? Ach, ob das alles gut geht?" 

 

Extraversion: "Wir fahren nach Frankreich mit ein paar Freunden und wohnen die ersten Tage in einer Jugendherberge. Ich freue mich schon so darauf. Über die Homepage habe ich schon ein anderes Paar kennengelernt, die scheinen sehr nett zu sein. Das lustige ist, die fahren auch wiederum mit ihren Freunden dorthin. Das heißt wir sind eine richtig große Gruppe..."

 

 

Diese Typologien sind jetzt ein wenig überzeichnet und nicht immer so eindeutig ersichtlich. Manchmal gibt es Situationen, da wünscht sich eine Person mit hoher Punktezahl in Extraversion Ruhe und jemand mit vielen Punkten im Bereich Neurotizismus, nimmt etwas Überraschendes ganz gelassen hin. Die Kommunikationspsychologie bleibt also immer spannend :).