Die Angst vor Museen

Ohne Kultur und Kunst werden Interessen und Leidenschaften für viele Lebensbereich genommen: Psychologie, Neurologie, Philosophie, Kreativität und Geschichte. All das einen die Bereiche „Kunst und Kultur“.  

 

Letztens erlebte ich etwas ganz besonderes in der Albertina. Eine Schülerklasse, an ihrer Kleidung lässt sich der Ursprung einer angesehen Bevölkerungsschicht ableiten, voller Begeisterung für Klimtutensilien, wie Kuli, Radiergummi, Lesezeichen. Eigentlich ganz banal das ganze, doch dann hörte man eine aufgeregte Mädchenstimme: „Wow, wie geil ist das denn?!“, hauchen und voller Ehrfurcht griff sie zu den Taschentüchern mit Motiven von Adele und Judith (eigentlich viel zu Schade für diesen Verwendungszweck). 

 

Positive Erlebnisse in Museen haben Seltenheitswert, denn nur 5 % interessieren sich für Kunst und Kultur österreichweit. Eine bedeutend geringe Gruppierung gemessen an der Einwohnerzahl von 8 Millionen. Doch woher entspringt das gestiegene Desinteresse?

 

Kunst ist ungeliebt – oder die Herausforderung innerhalb sozialer Schichten

Haftet an Museen noch immer das anachronistische Klischee einer strengen, autoritären, womöglich verstaubten Bildungseinrichtung? Ja, das tut es. Zumindest ist das ein Teil eines komplexen Systems, dessen Aufklärung nur mit Hilfe der Sozialpsychologie, Kulturpsychologie, Neurologie, Philosophie möglich ist. Als Museen errichtet wurden, waren diese tatsächlich für gut betuchte Bevölkerungsschichten als Institution für die eigene (voranschreitende) Weiterbildung zu betrachten. Wem ist der Satz „Ah, da passe ich nicht rein. Dort gehe ich nicht hin...Da sind ja nur DIE,“ nicht geläufig. Interessant, wer sind DIE? In diesem Fall handelt es sich um eine Gruppe von Menschen, dem Niveaumilieu zugehörig, die sich durch ihre non-, para- und verbalen Ausdrucksformen als eindeutig dem Museum zugehörig erweisen.

 

Sieht man sich das Sinus Modell in Österreich an, fällt auf, dass Gesellschaftsschichten, die die Tradition fokussieren, in einigen Jahren nicht mehr existieren werden. Ein Wertewandel hat sich in der hochgerühmten Wissensgesellschaft vollzogen. Die Schere scheint ihre Klingen noch weiter zu öffnen: Auf der einen Seite bildungsnahe auf der anderen Seite bildungsferne Menschen.

Zeit für Kunst und Kultur bleibt den wenigsten. Selbst wenn es terminliche Koordinierungen zuließen, gibt es nicht genügend Institutionen in ländlichen Regionen, die eine Basis hinsichtlich der Kultur- und Kunstgeschichte vermitteln könnten. Rund 33 % der Bevölkerung leben innerhalb der Unterschicht bzw. untere Mittelschicht, wissenschaftlich differenziert in Hedonisten, Traditionelle und konsumorientierte Basis. Vor allem ist unsere Gesellschaft pragmatisch veranlagt. Rotary hat erst letzten Monat einen Artikel veröffentlicht mit den Worten: Es fehle uns an Denkern....(Dann muss unsere Gesellschaft Verantwortung für zukünftige Denker übernehmen)

 

Neben den Social Codes, der Angst innerhalb eines Museum dem Knigge nicht zu entsprechen, kommen noch Wissenslücken hinzu, die die Bedeutung von Kunst und Kultur in unserer heutigen Zeit nicht ersichtlich scheinen lassen. Damit wird eine Dynamik ausgelöst: Gutgebildete Kuratoren organisieren eine Ausstellung für genau „DIE“ und alle anderen bleiben außen vor.  Aber nicht nur das Unterhaltungsmilieu grenzt sich als Ingroup ab, sondern auch das Niveaumilieu. „Das ist ja nur für DIE...“ lässt sich ganz simpel verändern in:“ Was machen denn DIE da?!“

 

Neue Wege der Kunstvermittlung

Kunst muss der allgemeinen Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Zu viel an Inspiration, positiven Emotionen, Historie und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen, gingen sonst ohne Kunst verloren. Die Eingliederung mit Hilfe von Begegnungszonen, die den freien Austausch über Gesehenes ermöglichen, eine wohlstrukturierte Dramaturgie innerhalb der Ausstellung, neue intrinsische und extrinsische motivationale Aspekte können positive Effekte auf die Sichtweise der Ausstellungen mit sich bringen.

Auch die Förderung malerischer Fertigkeiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Workshops schaffen Zugang zu einem Thema das schon zu lange nur einer Bevölkerungsschicht vertraut zu sein scheint.