Push & Pull in toxischen Beziehungen

Komm her, geh weg, komm her, geh weg....Toxische Partner leben in desorganisierten Beziehungsstrukturen und wenden diese Taktik (unbewusst) an, um ihr Gegenüber sukzessive zu destabilisieren. 

Sabine (Namen natürlich geändert), fühlt sich von Thomas immer wieder zurückversetzt. Er verschwindet plötzlich für drei oder vier Tage, nur um dann erneut um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. "Wenn er sich dann wieder meldet, ist es für ihn, als sei nichts gewesen. Wir verbringen dann erneut eine intensive Zeit als Paar, bis Thomas das Gefühl bekommt, eingeengt zu werden. Wieso macht er das bloß?"

Thomas scheint sowohl unter Verlust- als auch Bindungsangst zu leiden. Diese Dynamiken zerreißen Menschen mit destruktiven Beziehungsmustern, aber auch deren Partner. Für Sabine sind diese distanzierten Phasen schmerzhaft. 

Leider können auch solche Spielchen, wie on/ off Kreisläufe sehr süchtig machen. Sabine genießt die Intensität der "guten Zeiten" und wartet förmlich darauf, dass sich diese wieder einstellen, wenn Thomas "zur Vernunft" kommt. "Irgendwann wird er es schon begreifen." Doch ein klärendes Gespräch über diese Situation gab es in den zwei Jahren nie. Stattdessen gibt sich Sabine mehr Mühe: Versucht witzig und charmant zu sein, lässt Thomas genug Freiraum, verzichtet auf Beziehungselemente, die ihr wichtig wären. Sie toleriert ohne Ende. 

"Wenn wir uns wieder besonders nahe stehen, fühlt sich alles so wundervoll an. Trotzdem stresst es mich unendlich, denn ich laufe wie auf Eierschalen. Bin nur darauf bedacht, ihm keinen weiteren Grund zu geben, wieder für einige Tage zu verschwinden. Aber erscheint immer etwas zu finden. Was stimmt mit mir bloß nicht?" Sabine kreist mit ihren Gedanken, um ihr (vermeintlich) fehlerhaftes Verhalten. Immerhin könnte sie ja zu dünn, zu dick, zu klug, zu langweilig, zu laut....sein. 

Dass Thomas einer realen Beziehung aus dem Weg zu gehen scheint, ist offensichtlich, doch, Sabine macht es ihm gleich. Statt einen Partner zu wählen, der wirklich für sie da ist, mit dem sie konstruktive Gespräche führen kann, um die Partnerschaft wachsen zu lassen, klammert sie sich an Thomas, mit dem es unmöglich ist, eine Zukunft zu planen. Verliert sich in ihrer eigenen Euphorie, wenn er sie wieder "richtig mag", verfängt sich in Belanglosigkeiten, baut mit ihm Luftschlösser, denn wenn sie Kinder haben, verheiratet sind etc., ja, dann wird alles besser. 

Thomas wünscht sich rational betrachtet mehr Freiheit, sucht aber unbewusst immer wieder Sabines Nähe, die sich wiederum bewusst Nähe wünscht, aber nicht minder Angst vor ihr hat. Um diese Struktur zu lösen, bedarf es einer Klärung.

On/ off Beziehungen folgen ganz ähnlichen Abläufen, nur, dass in diesem Fall eine Trennung klar ausgesprochen wird. Aber auch hier, genauso wie innerhalb Freundschaften, kommen Push & Pull Strategien zum Einsatz. 

Partner müssen nicht immer gleich verschwinden: Silent Treatment, Desinteresse an den Problemen des Gegenübers, ein kalter, abweisender Tonfall, stehen Thomas Praktiken in Nichts nach. 

Der Effekt bleibt - leider - derselbe.